Dem Gedenken an die Väter

(Von Peter Bastein, 1928)

Dem Gedenken an die Väter diese Feierstunde sei geweiht!
Ruft zur Andacht eure Herzen! Zu euch raunt die Zeit.
Wisst, ihr steht auf jungem Boden, abgerungen der Natur.
Sumpf und Wildnis, tote Öde lagen auf der weiten Flur.
Braune, trübe Wasserlachen führten rings ihr stilles Sein.
Kümmerliche Weidenbüsche sahen in die tote Flut hinein.
Und in grauen Dämmerungen – so erzählen alte Sagen noch –
regte sich im Moore alles, was am Tage sich verkroch.
Hüpften Lichter, quarrten Stimmen, böse Geister gingen um:
Wehe dem, der sie ging spüren, immer blieb es von ihm stumm.
Drum auch wollte keiner wohnen hier im weltvergessenem Moor,
bis das erste Häuflein Siedler drang in diese Wüste vor.
Bis vor nunmehr hundert Jahren, hoffnungsvoll und unverzagt,
solch ein Häuflein tapferer Menschen hat es auch bei uns gewagt.
Bauten Hütten, stachen Gräben, fristeten ihr karges Sein.
Brannten Erde, streuten Körner in die Aschenglut hinein.
Hatten nichts als nur ihr Leben! Wurden auch nicht einmal satt!
Sanken nach des Tages Mühen spät erst auf die Lagerstatt.
Wurden siech in jungen Jahren, durch die Hütte pfiff der Wind.
Mit den Männern darben, litten in den Hütten Weib und Kind.
Ja, ihr Leben war ein Ringen, war ein Kampf ums nackte Sein.
Meißelt tief es in die Herzen: Unvergessen soll es sein!
Was wir nun an Heimat haben, alles, alles ist durch sie.
Laßt uns immer daran denken, und vergessen wir es nie.
Seht die Felder, seht die Wiesen! Mit der Väter Schweiß gedüngt.
Seht das Haus im Grün der Tanne, das dem Wanderer freundlich winkt.
Seht die weißen Birken leuchten links und rechts in graden Reih’n!
Hört, die lieben Lerchen dudeln hoch im Sommersonnenschein.
Kommt und seht die Heide blühen, wie sie leuchtet, prangt und lacht.
Und auf tausend andere Dinge, lieber Wanderer habe acht!
Uns nun ward ein teures Erbe, Väterarbeit anvertraut!
Wir, wir müssen ganz vollbringen, was die Väter vorgebaut!
Sie, die längst von allen Mühen ruhen sich im Schlummer aus.
Unsre Väter werden segnen uns vom großen Vaterhaus.
Werden unser Tun begleiten für die nächsten hundert Jahr.
Werden schirmen unseren Boden, der einst Sumpf und Wüste war.

(Peter Bastein war von 1925 – 1945 Lehrer in der Volksschule Augustendorf. Vorgetragen wurde der Prolog erstmalig am 10. Juni 1928 bei der Einweihung des Ehrenmals anläßlich der 100-Jahrfeier der Ortschaft von Tine Katt (16 Jahre), Tochter von Hinrich Katt bei der Schule. Während der eigentlichen Jahrhundertfeier am 17. Juni 1928 bei Jannings Gaststätte sprach Katharina (Tine) Burfeind, geb. Schröder (12 Jahre) das Gedicht. Es zeugt von der großen literarischen Begabung des Lehrers Peter Bastein und beschreibt den harten Kampf der Mooranbauern gegen die feindliche Natur)

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